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Der Weg in die Unabhängigkeit

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Der Weg in die Unabhängigkeit

Gespräch mit Stefanie Hammer, FAE 2

Du bist 20 Jahre alt, seit fünf Jahren professionell als Freelance-Übersetzerin unterwegs und sehr erfolgreich. Was war deine Initialzündung, um diese Tätigkeit überhaupt zu beginnen?

⇨ Ganz klar – Unabhängigkeit. Ich wollte schon immer finanziell von meinen Eltern unabhängig sein und der Weg über das Internet war damals der unkomplizierteste.

Welche Schulen und Ausbildungen hast du bisher absolviert und was ist dein Ziel?

⇨ Nach meinem Realschulabschluss bin ich direkt auf die Berufsfachschule hier gegangen. Neben dem ersten Jahr habe ich online mein Abitur nachgeholt. Zeitgleich mit dem zweiten Jahr habe ich meine Ausbildung als Grafikdesignerin angefangen und diese dann zusammen mit dem Euro-Fremdsprachenkorrespondenten abgeschlossen. In denselben zwei Jahren habe ich außerdem eine Ausbildung als Ernährungsberaterin gemacht.

Wie sieht dein Alltag aus? Wie viele Stunden pro Woche investierst du ungefähr für deine Ausbildung an der Fachakademie und deinen Job als Freelancerin?

⇨ Das kommt ganz darauf an! Das Tolle daran, selbstständig zu sein, ist, dass man seine Zeit vollkommen individuell und spontan einteilen kann. Meine Stundenzahl ist von Woche zu Woche völlig unterschiedlich und orientiert sich meist an meiner Lust und Laune. Für die Ausbildung an der Fachakademie investiere ich lediglich die Zeit, die ich im Unterricht bin. Ich lerne ausschließlich im Zug oder in Freistunden, sodass ich meinen Nachmittag vollkommen frei gestalten kann.

Wer hat dich – etwa bei deinem Internetauftritt – bisher beraten?

⇨ Beratung hatte ich lediglich einmal von einem befreundeten Steuerberater, um einen ersten Anhaltspunkt zu finden. Um meinen Internetauftritt habe ich mich komplett selbst gekümmert. SEO-Kenntnisse – d. h. Kenntnisse zur Suchmaschinenoptimierung – kann man sich ganz leicht selbst beibringen und die vorher abgeschlossene Grafikdesignerausbildung machte den Aufbau der Website auch einfach.

Du übersetzt Texte aus einem breiten Themenspektrum. Aus welchen und in welche Sprachen übersetzt du, was sind deine Spezialgebiete und wie kannst du trotz dieser Vielfalt hohe Qualität garantieren?

⇨ Die Zielsprache bei meinen Übersetzungen ist immer Deutsch, da ich so die Qualität am besten garantieren kann. Ansonsten übersetze ich Texte aus dem Italienischen, Spanischen, Englischen und bald vielleicht auch aus dem Niederländischen. Meine Spezialgebiete lege ich noch gar nicht so fest. Ich probiere noch immer viel aus, und um mein Spektrum möglichst breit zu halten, lese und recherchiere viel und arbeite mich richtig ein, sobald ich das Thema genau kenne.

Wie managst du die kaufmännische Seite deiner Tätigkeit wie etwa Kundenkontakt, Buchhaltung, Steuererklärung?

⇨ Kundengespräche wickle ich meist über WhatsApp oder Google Hangouts ab. Die meisten großen Kunden haben jedoch firmeninterne Kommunikationsmöglichkeiten, weshalb ich mir darüber so gut wie nie Gedanken machen muss. Meine Kundenkontakte speichere ich natürlich immer ab und schreibe mir kleine Zusätze, sodass ich immer genau weiß, was zuletzt mit dem Kunden besprochen wurde und wo wir in dem Projekt gerade stehen. Die Buchhaltung ist gar nicht so kompliziert, wie man vielleicht meinen mag. Nach jedem Auftrag schreibt man eine Rechnung, die man dem Kunden digital zukommen lässt. Anschließend einfach auf den Zahlungseingang warten und die Rechnungen alle gut sortiert aufheben, damit die Steuererklärung am Jahresende nicht in einem großen Chaos endet. Solange man durchschnittlich unter 450 Euro im Monat verdient, braucht man keine Steuererklärung abzugeben. Eine freiberufliche Tätigkeit muss man jedoch trotzdem beim Finanzamt anmelden. Die Steuererklärung ist dieselbe, die auch jede Privatperson abgeben muss. Hinzu kommt lediglich eine weitere Anlage, bei der man seine Einkünfte eintragen und den Gewinn ermitteln muss.

Wir wollen nicht indiskret sein, aber kannst du uns verraten, was man in deiner Position

verdienen kann? Welche Versicherungen musstest du abschließen?

⇨ Das Gehalt eines Freelancers fällt immer unterschiedlich hoch aus, vor allem dann, wenn man wie ich mit der Anzahl der Stunden variiert und verschiedene Leistungen anbietet. Bei Audiotranskriptionen kann ich mit ca. 25 Euro die Stunde rechnen, bei Übersetzungen kommen im Schnitt ganze 35 Euro pro Stunde zusammen. Korrekturlesen und Bearbeiten wird mit rund 15 Euro die Stunde im Vergleich jedoch deutlicher schlechter bezahlt. Die Preise variieren jedoch je nach Kunden und Dauer der Zusammenarbeit stark. Als blutiger Anfänger kann man mit solchen Nettobeträgen natürlich noch nicht rechnen.

Da ich parallel ja auf der Fachakademie bin, brauchte ich keine Versicherungen abzuschließen, weil ich so noch über die Familienversicherung versorgt bin.

Wo siehst du dich in etwa zehn Jahren?

⇨ Da ich durch meine Arbeit nicht ortsgebunden bin, kann ich das gar nicht so genau sagen. Ich würde gerne mein eigenes Haus bauen und dort mit meiner Familie leben. Wo dieses jedoch mal steht – wer weiß.

Welche Ratschläge kannst du Studierenden der Fachakademie für Übersetzen und Dolmetschen für einen guten Start ins Berufsleben geben?

⇨ Solange man ehrgeizig ist, schafft man eigentlich alles, was man sich so vornimmt. Je eher man damit beginnt, sich ein eigenes Standbein aufzubauen, selbst wenn es nur für einen Nebenverdienst ist, desto leichter wird man es später einmal haben.

An welche ersten Anlaufstellen kann man sich als Berufsanfänger wenden?

⇨ Im Internet gibt es zahlreiche Plattformen, die den Einstieg in die Selbstständigkeit deutlich erleichtern. Sobald man sich bei einer solchen angemeldet hat und auch angenommen wurde, kann es eigentlich direkt losgehen. Der Vorteil bei diesen Plattformen: Man muss sich über das Schreiben von Rechnungen keine Sorgen machen, da diese automatisch generiert werden. Außerdem tummeln sich dort unheimlich viele Unternehmen, weshalb sich solche Seiten super eignen, wenn man sich ein eigenes kleines Unternehmen aufbauen möchte. Man darf nur nicht schnell verzweifeln, wenn es anfangs mit den Bewerbungen doch nicht so klappt wie erhofft.

Beispiele für solche Plattformen wären zum Beispiel:

  • www.upwork.com
  • https://www.guru.com