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Studienfahrt nach Frankfurt mit der FAE 3

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Studienfahrt nach Frankfurt mit der FAE 3

Ende Oktober ging es für die Studierenden der FAE 3 für zwei Tage in eines der wichtigsten Finanzzentren Europas, Frankfurt am Main. Auf dem Programm standen ein Besuch der Deutschen Wertpapierbörse sowie der Frankfurter Buchmesse.

Am Donnerstagmorgen ging die Reise bereits früh mit dem Bus aus Weiden los. Nach ca. vier Stunden Fahrt erreichten wir dann die Wertpapierbörse im Herzen der Stadt, an der eine Besichtigung der neuen interaktiven Ausstellung auf uns wartete.

In den letzten Jahren wurde das Besucherzentrum der Börse komplett umgebaut und eine enorme Menge an Börsenwissen den Besuchern so noch zugänglicher gemacht. Die Ausstellung dokumentierte allerhand interessante historische Fakten zur Börse, aber auch Erklärungen zu den Abläufen, verschiedensten Finanzinstrumenten und Fachtermini aus der Finanzwelt. Jede Touch-Infotafel war sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfügbar und diente so mancher Studierenden als Inspiration für die eigenen Glossare in den Fachübersetzungen. Die Ausstellung beherbergte ebenfalls eine Simulation, in der man die Aktienkurse der DAX-Unternehmen der letzten Jahrzehnte verfolgen und interaktiv „investieren“ konnte. Letztlich fand man dann heraus, ob man in einem bestimmten Zeitraum Gewinne oder Verluste gemacht hätte.

Daneben gab es ein „Wer wird Aktionär“-Spiel in verschiedenen Schwierigkeitsstufen sowie Original-Telefonkabinen aus den Zeiten, in denen das Börsenparkett noch eine hektische, laute Angelegenheit war. Hob man den Hörer ab, konnte man in Originalaufnahmen aus früheren Tagen aufgeregte Händler durch den Saal rufen hören.

Das Highlight der Ausstellung war jedoch die Besuchertribüne, von der aus man in den heutigen Börsensaal blicken und die Trader hautnah bei ihrer Arbeit beobachten konnte. Durch die Glaswände erkannte man deutlich, dass die Stimmung am Parkett heute sehr viel entspannter ist als damals, bevor der Online-Handelsplatz Xetra eingeführt wurde. Zwar musste sich jeder Händler um etwa acht Bildschirme gleichzeitig kümmern, so wirklich gestresst war allerdings niemand – und der Griff zum Smartphone schien für einige Händler wohl genauso verlockend wie für jeden anderen. Wohin man auch blickte, der Saal bot viel Interessantes für die Besucher. Sei es die kleine Bühne, auf der bei neuen Börsengängen traditionell die Glocke geläutet wird, der Bildschirm am einen Ende des Saals, auf dem die alle vier Sekunden aktualisierten DAX-Werte angezeigt wurden, der Boden, auf dem die Tickersymbole aller Dax-Unternehmen je nach Kursgewinn oder -verlust in den Farben Rot oder Grün aufleuchteten oder die Presseecke, in der die unterschiedlichen Nachrichtensender live von der Börse berichteten – wie beispielsweise Börsenkoryphäe Mick Knauff, der während unseres Besuchs seinen Auftritt hatte.

Nach dem Börsenbesuch konnten sich alle eine kleine Verschnaufpause und am Abend einen ausgedehnten Spaziergang durch die Frankfurter Innenstadt gönnen, bevor am Freitag dann das nächste weltbekannte Event auf die Studierenden wartete – die Frankfurter Buchmesse.

Die Buchmesse stand in diesem Jahr unter dem Motto „Translate, Transfer, Transform“ – und Übersetzer, die ungeachtet ihrer enormen Bedeutung für die Sprach- und Kulturmittlung in der Welt der Literatur oft eher als Randfiguren gelten, standen hier im Mittelpunkt. Die Studierenden teilten sich für den Messebesuch in Gruppen auf und konnten so den ganzen Tag in insgesamt vier Hallen ihr individuelles Programm gestalten.

Die Messe ist Treffpunkt für Autoren, Verlage, Zeitungen, Vereine, Fachverbände, Händler und Privatbesucher und lässt das Herz eines jeden Lesers höherschlagen. Die schiere Menge an Ständen und Events war zunächst aber durchaus etwas überwältigend. Am Messefreitag allein gab es mehr als vierhundert verschiedene Veranstaltungen auf dem Messegelände, darunter Interviews mit Autoren, Politikern, Preisträgern – aber auch interaktive Lesungen, Quizze, Escape-Games oder Signierstunden. Eine Neuerung in diesem Jahr war ebenfalls der offene Verkauf von Büchern bereits am Freitag.

In einer der drei Haupthallen fanden sich im Untergeschoss die deutschen Vertretungen aller großen Verlage wie Penguin Random House, HarperCollins oder Cornelsen. Hier war für Besucher jeder Altersgruppe viel geboten. Im Obergeschoss dominierten dann eher spezifische Verlage, beispielsweise im Bereich Religion oder Bildung, Zeitungen wie die Frankfurter Allgemeine oder die Süddeutsche Zeitung sowie Stände der Bundesregierung und der Bundesbank. Außerdem befand sich dort das bekannte „Blaue Sofa“ der ARD, auf dem viele Gäste begrüßt wurden, darunter auch der ukrainische Schriftsteller, Übersetzer und Dichter Serhij Schadan, der mit seinem Roman „Himmel über Charkiw“ mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde.

In den beiden anderen Haupthallen befand sich zum einen das Übersetzungszentrum und zum anderen eine endlose Vielfalt internationaler Verlage aus nahezu allen europäischen Ländern und auch vielen Ländern außerhalb Europas. So konnten die Studierenden beispielsweise auch bei Verlagen des Gastlandes Spanien oder an britischen und amerikanischen Verlagsständen schmökern. Das Übersetzungszentrum bot den ganzen Tag über unterschiedliche Veranstaltungen zum Thema Literaturübersetzung, Herausforderungen der Übersetzung von Sprachen wie Arabisch oder Griechisch ins Deutsche und vieles mehr. Die Veranstaltungen wurden immer simultan ins Englische gedolmetscht – hier bekamen die Studierenden einen Einblick in die Praxis eines Konferenzdolmetschers und nahmen auch die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch mit der Dolmetscherin wahr. Direkt neben der Bühne befand sich der gemeinsame Stand von BDÜ (Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer) und dem VdÜ (Verband deutschsprachiger Übersetzer*innen, ein Verband für Literaturübersetzer*innen), an dem die Studierenden unter anderem mit der Vorsitzenden des BDÜ, Norma Kessler, sprechen konnten.

Am Abend ging es dann nach einem vollen Messetag wieder zurück nach Weiden. Die vielen neuen Eindrücke mussten nun natürlich erst einmal verarbeitet und die gekauften Bücher bewundert werden – daher war es auf der Heimreise auch deutlich stiller als noch auf dem Hinweg. So langsam setzte auch die Erschöpfung ein, denn die Kilometer, die man an einem solchen Tag zu Fuß zurücklegt, sind definitiv nicht zu unterschätzen.

Insgesamt waren es zwei volle, aber sehr interessante und unterhaltsame Tage, die sowohl das Fachgebiet Wirtschaft als auch ein potenzielles Berufsfeld für die angehenden Übersetzer und Dolmetscher greifbarer machten und viele neue Eindrücke boten.

Lisa Hegen