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„Tschechische Heldinnen“ trotzen der Pandemie

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„Tschechische Heldinnen“ trotzen der Pandemie

Die Corona-Pandemie hat fast allen deutsch-tschechischen Aktivitäten ein vorläufiges Ende gesetzt. Daher suchen sich das Berufliche Schulzentrum und seine Partner andere Wege der Zusammenarbeit und zwar mit Erfolg. Eine erfreuliche Kooperation hat sich mit dem Tschechischen Zentrum in München ergeben. Dafür ein herzliches Dankeschön an Leiter Jiří Rosenkranz und Programmkoordinatorin Frances Jackson.

Zunächst hatte man gemeinsame Online-Autorenlesungen geplant, die aber aus technischen Gründen und wegen der Unterrichtssituation teils zu Hause, teils in Präsenz nicht durchführbar waren. Realisieren ließ sich jedoch, wenn auch mit Hindernissen, aber trotzdem mit Vernissage (siehe Kurzbericht im Anschluss), die Ausstellung „Tschechische Heldinnen“. Sie wurde im März auch im Tschechischen Zentrum München eröffnet, musste aber kurze Zeit später pandemiebedingt wieder schließen.

Schulleiter Josef Weilhammer ließ die Gänge der Sprachenschulen mit Galerieleisten ausstatten, um möglichst vielen der 50 Plakate ein Forum zu geben. Da die Ausstellung noch das ganze nächste Schuljahr gezeigt werden darf, gab es dank der deutlich zurückgehenden Corona-Zahlen nach Pfingsten Gelegenheit, sie ausführlicher zu betrachten.

Gestaltet wurden die Plakate von Studierenden der Ladislav-Sutnar-Fakultät für Design und Kunst an der Westböhmischen Universität Pilsen unter der Leitung von Renáta Fučíková. Ziel war es, prägende Frauengestalten der Böhmischen Länder auf den Gebieten Politik, Religion, Kunst, Wissenschaft und Sport ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Jede Persönlichkeit wird mit einem kurzen Text auf dem Plakat vorgestellt.

Die beiden Anlässe des Projekts waren der 100. Jahrestag der Verabschiedung des Frauenwahlrechts in der Tschechoslowakei im Jahr 1920 und der 200. Geburtstag der Schriftstellerin Božena Němcová. Wie die Gebrüder Grimm sammelte auch Němcová in ihrer Heimat Märchen, und ihr Roman „Babička“ („Die Großmutter“) ist ein Klassiker im Literaturkanon tschechischer Schulen. In Deutschland kennt wohl fast jeder den traditionell zu Weihnachten ausgestrahlten Film nach ihrem Kunstmärchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. 

Weitere Frauenportraits zeigen z. B. Magdalena Dobromila Rettigová (1785-1845, Schriftstellerin, Vertreterin der Nationalbewegung und Verfasserin eines Standardwerks der Kochkunst), Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916, mährisch-österreichische Schriftstellerin), Berta von Suttner (1843-1914, Friedensforscherin und Schriftstellerin, erste Trägerin des Friedensnobelpreises), Charlotte Garrigue Masaryková (1850-1923, amerikanische Pianistin und Frau des Philosophen und ersten Präsidenten der Tschechoslowakei, Tomáš Garrigue Masaryk), Ema Destinnová (1878-1930, weltbekannte Opernsängerin), Milena Jesenská (1896-1944, Journalistin, Schriftstellerin und Vertraute Franz Kafkas), Dana Zátokpová (1922-2020, Olympiasiegerin im Speerwurf und Frau des legendären Langstreckenläufers Emil Zátopek), Madeleine Albrightová, besser bekannt als Madeleine Albright (* 1937, erste Außenministerin der USA) oder die Tennis-Legende Martina Navrátilová (* 1956). Überraschenderweise erscheint in der Ausstellung auch die österreichische Kaiserin Maria Theresia (1717-1780), die man trotz ihres Titels „Königin von Böhmen“ wohl kaum als „tschechische Heldin“ bezeichnen könnte.

Andrea Hielscher

Frauen-Power digital

Als eines der Online-Kultur-Highlights am Beruflichen Schulzentrum präsentierte sich die Vernissage der Ausstellung „Tschechische Heldinnen“, deren aussagekräftige Plakate dank der guten Zusammenarbeit mit den Tschechischen Zentren (erwähnt sei hier besonders der Standort München) nach Weiden gekommen waren. Die Idee von grenzübergreifender Kultur trotz Corona gefiel so gut, dass sich ein hochkarätig besetztes, überwiegend weibliches Quartett bereit erklärte, mit Videobotschaften zu dem Ereignis Stellung zu nehmen – allen voran die bayerische Europaministerin Melanie Huml und die „erste Botschafterin Tschechiens in Bayern“, Generalkonsulin Kristina Larischová. Eine Einführung in die Ausstellung präsentierte die Programmkoordinatorin des Tschechischen Zentrums München, Frances Jackson. Als einziger Mann und Vertreter der Oberpfalz reihte sich Bezirkstagsvizepräsident Lothar Höher in die illustre Riege ein und gab mit gewohnter Unverblümtheit seine Noch-Unkenntnis der tschechischen Frauen-Power sowie seinen Nachholbedarf auf diesem Gebiet zum Ausdruck. Den abschließenden virtuellen Rundgang durch die Ausstellung hatte Kollege Michael Bäumler gefilmt und stimmungsvoll vertont. Schulleiter Josef Weilhammer, dem das Zustandekommen der Ausstellung ein Herzensanliegen gewesen war, hatte allen Grund, stolz auf das Ergebnis seiner Aktion zu sein.