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Internationale Prager Sommerschule 2021: Kunst, Kultur und Kurse vom Feinsten

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Internationale Prager Sommerschule 2021: Kunst, Kultur und Kurse vom Feinsten

Nachdem 2020 die Stipendien für die Sommerschule an der Prager Karls-Universität der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen waren, bekamen die enttäuschten Kandidatinnen 2021 eine zweite Chance. Sogar eine dritte Person durften wir zum Intensiv-Sprachkurs melden, und so fuhren Janina Landstorfer, Anna Thomas und Patricia Wolfrath aus der FAE 3 vier Wochen an die Moldau, um sich in Sprache und Kultur auf Vorderfrau zu bringen. Hier folgt ihr Bericht.

Herzlichen Dank an das Prager Schulministerium, besonders an Ministerialrat Matúš Žiga und Mgr. Daniel Kubát, die die Stipendien ausschreiben und mit Hilfe ihres Partners im bayerischen Kultusministerium, Dieter Bergmann, auf deutscher Seite koordinieren. Eine einmalige Motivation für unsere Studierenden, sich vor Ort mit Sprache, Land und Leuten auseinanderzusetzen, und eine wunderbare Werbung für Tschechisch an unserer Fachakademie.

Abreise

Die Prager Karls-Universität

Die Abreise nach Prag begann Die Abreise nach Prag begann an einem Samstagnachmittag Ende Juli am Bahnhof in Weiden, wo Janinas Vater mit dem Auto auf uns wartete. Fachkundig stapelte er Gepäck für 3 Personen und 4 Wochen Aufenthalt im Kofferraum – da war einiges zusammengekommen! Dann ging es los. Zur Vorbereitung gehörten auch ein negativer Coronatest und Einreiseunterlagen. Zum Glück hat das bei allen super geklappt. Schon während der Fahrt wurde heiß über Zimmerbelegung, Tschechischkurse und Freizeitprogramm diskutiert. So verging die Zeit wie im Flug.

Am Studentenwohnheim angekommen, luden wir erstmal aus und schleppten alles gemeinsam an die Rezeption. Dort erhielten wir unsere Zimmerschlüssel, eine Mensa- und eine Schlüsselkarte und natürlich das Wichtigste: die Essensgutscheine, auf die wir uns schon so gefreut hatten. Bevor wir auf unsere Zimmer im 4. und 7. Stock gingen – zum Glück gab es einen Aufzug! ­–, gönnten wir uns noch das leckere Mittagsmenü der Mensa. Oben trafen wir uns nach dem Auspacken zu einer Lagebesprechung in Janinas und Saras Zimmer, um das Programmheft durchzugehen und für die kommenden Wochen zu planen. Die Vorfreude war groß.

Wohnen und Reisen

Im Studentenheim bildeten jeweils ein Zweibett- und ein Einzelzimmer sowie ein Bad eine Wohneinheit. Toilette und Dusche waren räumlich voneinander getrennt. Die Zimmer waren gemütlich; eins hatte sogar einen Balkon. Auf jeder Etage gab es eine Gemeinschaftsküche.

Die öffentlichen Verkehrsmittel waren sehr angenehm. Pläne und Liniennetz waren leicht zu verstehen und übersichtlich. Dank unserer Monatskarte konnten wir alle Verkehrsmittel (U-Bahn, Tram und Bus) innerhalb von Prag nutzen.

Kennenlernausflüge

Sara und Anna auf Erkundigungstour

Die Organisatoren der Sommerschule veranstalteten für uns Kennenlernausflüge in verschiedene Stadtteile Prags. Je nach Sprachniveau waren die Führungen auf Tschechisch, auf Englisch oder in einem Mix. Sara und Anna nahmen am Ausflug in den Stadtteil Vinohrady teil, der vor allem bei jungen Menschen wegen seiner vielen Bars, Clubs und schönen Häuser sehr beliebt ist. Unser Touristenführer hatte zu jeder Ecke eine lustige und interessante Geschichte.

Die kleine Tour ging vom Náměstí Míru (Friedensplatz) bis zum umstrittenen Prager Fernsehturm im Stadtviertel Žižkov und zu den noch umstritteneren „Miminka“ des Künstlers David Černý, die man sich unbedingt mal anschauen muss – es sind überlebensgroße Baby-Statuen, die über die Wiese und sogar am Fernsehturm hochkrabbeln. Die Prager haben eine Hassliebe zum Turm und den „Miminka“. Am Ende der Tour gönnten wir uns noch alle eine kleine Erfrischung in einem Café, genossen die Aussicht über Vinohrady und lernten so unsere Mitschüler für die nächsten Wochen besser kennen. Janinas Ausflug hingegen ging in den Park im Stadtteil Cibulka. Außerdem besuchte sie mit ihrer Gruppe die dortige Burgruine.

Kurse

Janina und Anna an der Uni vor einer Büste des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten, T. G. Masaryk

Schon bei den Kennenlernausflügen wurden wir nach unserem Sprachniveau in Gruppen eingeteilt. Während Janina der Gruppe mit dem Niveau B1 zugeteilt wurde, kamen Anna und Sara in die Gruppe mit dem Niveau A2. Janinas Kursleiter, Jan Huleja, ist Sprachlehrer für ausländische Studenten, die sich auf ein Studium in Tschechien vorbereiten, und ihre Mitschüler kamen aus Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien und den USA. Schon am ersten Tag wurde dort klargestellt, dass nur Tschechisch gesprochen werden durfte, was aber für niemanden ein Problem war.

Die A2-Gruppe von Anna und Sara hatte zwei Lehrer. In den ersten beiden Wochen unterrichtete Adrian Zasina, der eigentlich für das tschechische Nationalkorpus arbeitet, einen Teil seines Urlaubs aber dafür opferte, an der Sommerschule zu unterrichten. Danach übernahm Elena Pastoukhovitch. Die Schüler dieser Gruppe kamen zum Großteil aus Deutschland und Frankreich, allerdings gab es auch Personen aus Japan und Vietnam. Adrian erleichterte es uns Schülern sehr, alles zu verstehen, da er oft unbekannte Wörter, deren tschechische Erklärungen wir nicht verstanden, ins Englische übersetzte und sowohl auf Tschechisch als auch auf Englisch wichtige Informationen zu Ausflügen oder den regelmäßigen Coronatests gab.

Zoo

Unser neuer Freund, der Elch Nils

Nachdem wir in den ersten Wochen krampfhaft versucht hatten, den Prager Zoo zu besuchen, leider aber immer etwas dazwischen kam, schafften wir es am dritten Wochenende in Prag schließlich doch. Wir fuhren mit der Tram und einem überfüllten Bus in den Stadtteil Troja. Im Zoo suchten wir uns ein paar Tiere aus, die wir unbedingt sehen wollten, und bauten darauf unseren Besuch auf. Ein besonderes Highlight waren die Ziegen, die wir nicht ganz legal streichelten, sowie zwei riesige Schildkröten und ein Elch, dem wir nach einer Instagram-Abstimmung liebevoll den Namen Nils Elkson verpassten. Von den Wölfen und Wildkatzen sahen wir leider nichts, vielleicht war es ihnen einfach zu heiß an diesem schönen Sommertag.

Bei einer kleinen Pause, in der wir uns mit Pommes stärkten, beehrte uns auch eine Ente, aber als sie merkte, dass sie von uns nichts mehr bekommen würde, suchte sie sich neue Opfer. Besonders beeindruckend war das das Afrika-Gehege. Als wir dort ankamen, machten sich die Giraffen gerade auf den Weg zu uns zur Aussichtsplattform und posierten dort für ein paar Bilder. Der Zoo selbst liegt auf einem Hügel. Ein Weg führt zwischen unzähligen Tiergehegen hoch auf den Gipfel, wo wir die Aussicht auf Prag bewunderten. Die kleine Wanderung war es definitiv wert gewesen!

Dalí- und Mucha-Ausstellung

In der Dalí-Ausstellung

Ein weiterer Ausflug ging in die „Central Gallery“ im „Dům U Bílého jednorožce“ („Haus zum weißen Einhorn“) am Altstädter Ring. Dort gibt es aktuell drei sehr empfehlenswerte Kunstausstellungen zu drei verschiedenen Kunstrichtungen: Surrealismus (Salvador Dalí), Jugendstil (Alfons Mucha) und Pop Art (Andy Warhol). Da uns Dalí und Mucha am meisten interessierten, kauften wir uns Tickets für diese beiden Ausstellungen. Um in die Galerieräume zu kommen, musste man erst eine ziemlich steile Treppe erklimmen, aber was uns erwartete, ließ uns die ganze Anstrengung vergessen.

Der Ausstellungsraum für Dalí war wie ein großes Labyrinth aufgebaut mit vielen Nischen und bunten Farben. Neben Gemälden und Kunstdrucken gab es auch einige surrealistische Figuren und Produktdesigns zu bewundern. Auf die Mucha-Ausstellung freuten wir uns aber besonders, da Alfons Mucha einer der einflussreichsten Künstler seiner Epoche war und zudem aus Mähren stammt (heute Tschechische Republik, damals Kaisertum Österreich). Seine Werke haben etwas Märchenhaftes und begeisterten uns alle, vor allem die Exponate aus dem „Slawischen Epos“ („Slovanská Epopej“), das die Geschichte der slawischen Völker zeigt. Zum Abschluss kauften wir uns im Museumsgeschäft noch viele Postkarten und nahmen uns vor, mindestens eine davon an Familie oder Freunde zu schicken.

Parodie der Wenzel-Statue vor dem Lucerna-Kino

Kinoerlebnis

An einem verregneten Samstag kamen wir auf die Idee, ins Kino zu gehen. Sara kaufte die Tickets für den Horrorfilm „Der Leuchtturm“ übers Internet und abends machten wir uns überpünktlich auf den Weg. Bei der Zieladresse in der Lucerna-Passage angekommen, bestaunten wir erstmal eine riesige Pferdestatue, die kopfüber an der Decke des Eingangsbereiches hing – übrigens eine Parodie der Statue des Heiligen Wenzel am Wenzelsplatz und ebenso wie die „Miminka“ ein Werk des Bildhauers David Černý.

 Als wir dann versuchten, in den Kinosaal zu kommen, erklärte uns die Dame an der Kasse, wir seien hier falsch und sollten mit der Tram ein paar Stationen weiterfahren. Irritiert folgten wir diesem Rat und kamen am „Dům Radost“ („Haus Freude“, früher „Haus der Gewerkschaften“) an. Als wir an der Rezeption nach dem Kino fragten, erklärte man uns jedoch den Weg zum nächsten Kino.

Die Gespräche fanden alle komplett auf Tschechisch statt, was zu einem lustigen Missverständnis führte. Immer wieder fragte man uns, ob wir das „Dach“ meinten. Wir wiederholten jedoch immer wieder den Titel des Films „Leuchtturm“. Noch verwirrter machten wir uns auf zur nächsten Adresse, die glücklicherweise gleich um die Ecke lag. Dort wurden wir jedoch wieder abgewiesen und zurück zum „Dům Radost“ geschickt. Der Mann sagte nun ebenfalls „Fragen Sie nach dem Dach!“ Genervt liefen wir zurück und fragten nun nach dem „Dach“. Man verwies auf einem Aufzug, mit dem wir in den 11. Stock fahren sollten.

Oben erkannten wir, dass wir uns nun auf dem DACH des Hochhauses befanden. Hier nahm man unsere Online-Tickets sofort an. Man hatte einen herrlichen Blick über die Stadt. Im hinteren Bereich des Daches war eine große Leinwand mit Projektor aufgestellt. Davor standen viele Klappstühle. Der Regen hatte zum Glück aufgehört, der Kunstrasen war jedoch sehr feucht. Froh, es gerade noch rechtzeitig geschafft zu haben, setzten wir uns und schauten den Film. Wir waren jedoch auf dieses Kinoerlebnis im Freien nicht ganz vorbereitet und so wurde uns etwas kalt, je später es wurde. Wieder zurück im Studentenheim waren wir uns aber einig: Auch wenn nicht alles so geklappt hatte wie geplant, war es ein tolles Erlebnis gewesen.

Schiffsfahrt

Moldau und Karlsbrücke

Von unseren Kursräumen aus hatten wir einen herrlichen Blick auf die Moldau und so beschlossen wir, am Wochenende eine Schiffsfahrt zu unternehmen. Wir fuhren also zu dem Ufer, wo die meisten Boote lagen, und wurden sofort von einem Mann in einem Kassenhäuschen angesprochen, der uns das nächste Boot in 5 Minuten ankündigte. Wir einigten uns mit ihm über eine kürzere Fahrt, da wir nur gemütlich eine Stunde schippern wollten. Als wir alle Formalitäten erledigt hatten, mussten wir sprinten, um das Ablegen nicht zu verpassen.

Es war ein sehr heißer, sehr sonniger Tag und so freuten wir uns, dass wir noch einen Sitzplatz im Schatten ergattern konnten (das Schiff war zur Hälfte überdacht). Die Erklärungen zu dem, was es links und rechts zu sehen gab, kamen in so vielen Sprachen aus den Lautsprechern, dass wir uns richtig bemühen mussten, die deutsche, englische oder tschechische Version nicht zu verpassen.

Zwei Wochen später kamen Freunde zu uns nach Prag. Es wurde der Wunsch laut, auf der Moldau Boot zu fahren, und so wiederholten wir das Ganze, diesmal aber auf einem E-Boot. Bei beiden Bootsfahrten wunderten wir uns über die vielen Tretbootfahrer, die teilweise weit weg vom Verleih paddelten und manchmal den großen Booten gefährlich nahe kamen.

Abreise

Touristenmagnet Altstädter Ring

Kurz vor unserer Heimreise wurden die Einreisebedingungen nach Deutschland geändert, und so konnten wir nicht mehr ohne negativen Coronatest über die Grenze. Leider war der Test, den wir gemeinsam vor dem Unterricht gemacht hatten, nicht lange genug gültig, und so mussten wir selbst Tests organisieren. Wir reservierten uns also für den Tag vor der Abreise einen Termin bei einer zentral gelegenen Teststation. Glücklicherweise klappte alles, und wir konnten guten Gewissens mit negativen Testergebnissen zur anschließenden Zertifikatsverleihung der Sommerschule gehen.

Die Zeremonie fand in einem festlich geschmückten Saal statt und endete damit, dass jede Gruppe mit Lehrern und Zertifikaten noch ein paar Fotos schoss. Abends wurde ein großes Festessen veranstaltet, bei dem sich alle voneinander verabschiedeten und noch ein paar letzte gemeinsame Erinnerungen sammelten. Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Hause. Wir gaben unsere Schlüssel und Karten ab und warteten, während wir „Heads Up!“ spielten, darauf, wieder von Janinas Vater abgeholt zu werden. Wir freuten uns alle sehr, wieder nach Hause zu unseren Familien und Freunden zu kommen. Vier Wochen intensiver Sprachunterricht an der Karls-Universität sind zwar unglaublich schön, aber eben auch verdammt anstrengend!