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„Día de la Hispanidad“: Auf den Spuren von Christoph Kolumbus

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„Día de la Hispanidad“: Auf den Spuren von Christoph Kolumbus

In Spanien und auf dem gesamten amerikanischen Kontinent wird die Entdeckung Amerikas am 12. Oktober von jeher groß gefeiert – als „Kolumbus-Tag“ zu Ehren des berühmten Seefahrers Christoph Kolumbus, der am 12. Oktober 1492 in der damals „Neuen Welt Amerika“ ankam. Kürzlich übernahm nun auch die Berufsfachschule für Fremdsprachenberufe diese Tradition. Gemeinsam mit den Spanischschülern der BFSF 2 und der BFSF 3 organisierten die beiden Spanischlehrerinnen Alicia Grünewald und Rosa Gutiérrez den ersten Kolumbus-Tag an der Sprachenschule.   

Den Auftakt der Veranstaltung bildeten Präsentationen der BFSF 3. Wochenlang waren diese Themen intensiv im Unterricht erarbeitet worden. Aufmerksam verfolgten die an der Veranstaltung teilnehmenden Klassen die Vorträge, denn es standen nicht langweilige Zahlen im Vordergrund, sondern interessante Fakten. In den ersten drei Vorträgen ging es dabei um die Völker der Azteken, Maya und Inka, die zu den damaligen Hochkulturen in Südamerika zählten, da sie entwicklungstechnisch ihrer Zeit weit voraus waren. Die letzte Präsentation berichtete über das Europa im Jahr 1492.

Zunächst ging es um die Geschichte und Kultur der Azteken, die im Jahr 1325 ihre damalige Hauptstadt „Tenochtitlán“ auf dem Boden der heutigen Hauptstadt Mexikos, Mexiko-Stadt, gründeten. Erbaut in der Mitte eines Sees, wurde die Stadt damals auch das „Venedig des Westens“ genannt. Mit einer Einwohnerzahl von 300.000 Menschen war sie damals bereits größer als viele Städte in Europa. Die Azteken, bekannt für ihre Menschenopfer, mit deren Blut sie die Kraft der Sonne stärken wollten, wurden 1519 von Hernán Cortés erobert und ihr Reich wurde einige Jahre später vollständig zerstört. Mexiko-Stadt, gegründet auf den Trümmern des zerstören Aztekenreichs, zählt heute zu den größten Metropolen weltweit.

In der zweiten Präsentation wurde das Volk der Maya vorgestellt, das nicht nur für seine hoch entwickelte Kultur, sondern auch für sein Kalendersystem bekannt ist, das drei unterschiedliche Kalendersysteme miteinander verbindet. Die frühen Maya waren meist Bauern, die Mais, Bohnen, Kürbisse und Maniok anbauten. Noch immer existieren bedeutende Bauwerke und Bildhauereien der Maya. Ihre Nachfahren leben heute überwiegend in Guatemala.

Dass sich Schönheitsideale ändern, ist bekannt. Dass sie sich so gravierend ändern, sorgte dann doch etwas für Überraschung bei den Teilnehmern. Während sich die meisten Menschen heutzutage über ein kleines Näschen freuen, galt bei den Maya eine große Nase als Sinnbild der Schönheit schlechthin. Und wenn die Natur hier nicht für eine große Nase gesorgt hatte, dann wurde eben mit einer Nasenprothese nachgeholfen. Auch eine flache Stirn zählte zu den Schönheitsidealen der Maya. Dies wurde erreicht, indem bereits Kindern über einen langen Zeitraum Holzplatten auf die Stirn gelegt wurden. Dass auch Tattoos keine Erfindung unserer Neuzeit sind, erfuhren die Anwesenden dann gleich im Anschluss. Während Frauen bereits vor der Hochzeit tätowiert sein durften, mussten die Herren bis nach der Hochzeit warten. Das nennt man Emanzipation! J Abgerundet wurde der Vortrag mit den wichtigsten Maya-Ritualen, den rituellen Menschenopfern, bei denen die Opfer es als Ehre betrachteten, durch einen Schnitt unter den Rippen – bei gleichzeitiger Entfernung des noch schlagenden Herzens – geopfert zu werden. Das sorgte definitiv für Gänsehaut im Publikum.

Das südamerikanische Reich der Inka hatte seine Blütezeit zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert nach Christus. Damals umfasste es ein Gebiet, zu dem Teile der heutigen Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, Chile, Bolivien und Argentinien gehörten. Die Inka waren neben den Maya und den Azteken eine der drei großen Hochkulturen in Amerika vor der Eroberung durch die Spanier, die durch die Ankunft von Christoph Kolumbus im Jahr 1492 eingeleitet wurde.

Ähnlich wie die Azteken errichteten auch die Inka ihr Großreich durch Eroberungsfeldzüge und durch die Unterwerfung benachbarter Völker. Im Hochland der Anden überlebten 90 Prozent der dort ansässigen Inka-Völker die Eroberung durch die Spanier nicht. In der Inka-Periode entstanden mächtige Terrassen, Festungen, Tempel, Paläste, Straßen, Brücken, Bewässerungskanäle und Bergwerke.

Die Inka-Hauptstadt hieß „Qusqu“ (in spanischer Schreibweise „Cusco“) und lag im Hochgebirge des heutigen Peru. Von Qusqu aus führten 40 Straßen strahlenförmig in alle Himmelsrichtungen. Die Ruinenstadt Machu Picchu liegt im heutigen Peru auf einer Bergspitze der Anden. Die über 200 steinernen Bauten wurden damals von den Inka angelegt.       

Die BFSF 3 rundete ihre Vortragsreihe ab, indem sie ausführlich auf den Tag der Toten („dia de los muertos“) einging, der jährlich in Mexiko gefeiert wird. Gefeiert wird dieser Tag am Vorabend vor Allerheiligen bis zum 2. November. Dieser Festtag ist eine Mischung aus präkolumbianischen Ritualen aus der Zeit der Azteken und Maya und dem katholischen Feiertag Allerheiligen. Die Mexikaner bauen „Ofrendas“ (= Altäre) auf, die sie mit Bildern, Speisen und Getränken sowie Süßigkeiten versehen. Wohnungen und Friedhöfe werden mit Blumen und Kerzen geschmückt, wobei hauptsächlich die „Cempasúchil“ (= Blume der Toten) verwendet wird, die den Verstorbenen ihren Weg zu den Angehörigen zeigen soll, da die Farben Gelb und Orange von den Toten angeblich am besten erkannt werden. Auch wenn es um den Tag der Toten geht, so handelt es sich bei diesem Fest nicht um eine Trauerveranstaltung, sondern um ein farbenprächtiges Volksfest, an dem Wagen um Wagen in Paraden durch die geschmückten Straßen der Städte ziehen. Und warum das Ganze? Der Volksmund besagt,  dass die toten Verwandten einmal im Jahr aus dem Jenseits zu Besuch kommen, um mit den noch lebenden Verwandten zu feiern.

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Was haben das Jahr 1492 und ein Ausflug der BFSF 3 nach Regensburg gemeinsam? Aus den Geschichtsbüchern weiß man, dass Spanien, das von 722 bis 1492 von den Osmanen besetzt war, durch die katholischen Könige zurückerobert wurde. Diese „Reconquista“ (= Rückeroberung) fand nur sehr langsam statt und wurde im Jahr 1492 schließlich durch die Rückeroberung Granadas abgeschlossen.

1547 wurde Don Juan de Austria, der uneheliche Sohn von Kaiser Karl V. und der Regensburgerin Barbara Blomberg, geboren. Sein Vater erkannte ihn an und ernannte ihn zum Capitan General del Mar Mediterraneo y Adriatico, als der er schließlich die Osmanen besiegte und den Mythos der Unbesiegbarkeit der osmanischen Flotte zerstörte.

Zeitgleich entdeckte Christoph Kolumbus Amerika, indem er über Westen nach Indien segelte und auf den Bahamas landete. Da er davon ausging, in Indien gelandet zu sein, nannte er die Einwohner „Indianer“. Dies war der Beginn der Kolonialisierung und Versklavung der dortigen Bevölkerung.

Nach diesen historischen Einführungen stand nun endlich der Höhepunkt der Veranstaltung bevor: der mit mehreren Oscars ausgezeichnete Film „La Misión“ von  Roland Joffé aus dem Jahr 1986, in dem der Vatikan nach harten Rückschlägen im Jahr 1750 versucht, einen Prediger in den argentinischen Dschungel zu schicken. Durch sein Oboenspiel kann der Jesuit die dortigen Bewohner für sich gewinnen. Mendoza, ein ehemaliger Sklavenhändler, der einen Weg sucht, um für seine Sünden zu büßen, unterstützt ihn dabei. Als der Vertrag von Madrid die Grenze zwischen Brasilien, das damals zu Portugal gehörte, und den von den Spaniern kolonialisierten Ländern in Südamerika neu festlegt, sieht es für die dortigen Einwohner schlecht aus, denn „La Misión“ (= Mission) liegt nun in einem Gebiet, in dem Sklaverei erlaubt ist.

Im dritten und letzten Teil der Veranstaltung durften die Teilnehmer ihr neues Wissen unter Beweis stellen: In einer ersten Lernzielkontrolle mussten sie unter anderem Fragen zu bestimmten historischen Momenten des Films beantworten. Direkt im Anschluss daran durften sie dann ihre allgemeinen Landeskundekenntnisse präsentieren. Es galt, Fragen wie „Welche Produkte aus Lateinamerika essen wir heute?“ etc. zu beantworten.

Am Ende waren sich Schüler und Lehrer einig: Diese Veranstaltung muss wiederholt werden. In diesem Sinne: bis zum nächsten „Día de la Hispanidad“!

Alicia Grünewald und Rosa Gutiérrez